
Karin Kalisa
Sungs Laden
C.H.Beck, 258 S., Dez. 2015
Hier erhältlich!
Diese Geschichte wollte erzählt werden: Die Utopie eines fröhlichen, gemeinschaftlichen Miteinanders – jetzt und mitten in Berlin am Prenzlauer Berg. Das Buch ist klug und mit viel Augenzwinkern geschrieben; die Autorin streut gekonnt Sprachpassagen in perfektem Berliner Dialekt ein und das macht den ohnehin vor Ideen nur so sprudelnden Roman überaus lebendig. Fast könnte man die Geschichte für wahr halten – toll wär’s.
Alles beginnt, als der Viertklässler Minh, Enkel ehemaliger vietnamesischer Vertragsarbeiter aus der DDR, als Schulaufgabe ein Kulturgut des Landes seiner Vorfahren präsentieren soll. Minhs Vater Sung hat im Laden zu tun und schickt den Kleinen zu Oma Hien. Kurz entschlossen schleppt sie mit Minh eine große alte Holzpuppe, die sie schon von ihrem Großvater bekommen hatte, in die Schule und erzählt ein Märchen. Sowohl mit ihrer Puppe als auch mit ihrem grünen Seidenkleid löst Oma Hien bei den Bewohnern des Viertels unversehens gleich mehrere Hypes aus. Mit der Kunstlehrerin, die diese Puppe mit ihren Schülern nachbauen möchte, und den Mädchen, die sich mit solchen Kleidern als Prinzessin verkleiden wollen, fängt es an. Wie durch ein Wunder geben sich viele Menschen – Deutsche wie auch Vietnamesen – ziemlich gleichzeitig einen winzigen Schubs und dem Guten eine Chance. Viele erfreuliche kleine Dinge passieren, die sich phantastischerweise in einer ArtSchneeballsystem ausbreiten. Das Großartigste an der Geschichte, die im Erzählton an Jonas Jonasson erinnert, sind die vielen kleinen Einzelgeschichten von Leuten, die den Weg der Hauptpersonen kreuzen. Sie zeigen, wie auch nur geringe Änderungen in Denkweise oder Haltung kleinere und größere Wunder aller Art auslösen können. Dieses Buch macht so viel Spaß, det kommt bei mir janz weit vorne im Rejal zu stehen, wa!
Apropos Regale, davon kann man ja nie genug haben, weil sie sich immer viel zu schnell mit noch mehr Büchern, schönen Gegenständen, Geschenken aller Art oder gerade nicht Einordbarem füllen. Anstatt bewusst und entschieden auszumisten, kauft man lieber ein weiteres Regal – was ziemlich sicher die Geschäftsgrundlage der meisten Möbelhäuser sein dürfte. Regale können Menschen aber auch sehr gut (mehr …)